Trump und das amerikanische Eisen

Für viele ist Harley-Davidson das Symbol des Freiheitsgefühls der Vereinigten Staaten. Wie kein anderes Unternehmen symbolisiert die Marke den amerikanischen Traum, einen Mythos, den das Unternehmen über die letzten 120 Jahre sorgfältig mit den urigen Motorrädern, der passenden Motorradbekleidung und Zubehör aufgebaut hat.

Einer ihrer größten Fans war bis letztes Jahr der amerikanische Präsident Donald Trump. Selbst in seinem Wahlkampf wurde er von Motorradfahrern der letzten großen amerikanischen Motorradmarke unterstützt. Aber mit seiner rücksichtslosen „America first“-Politik bringt er das Unternehmen in größte Probleme. Die Schutzzölle, die nach der Meinung des amerikanischen Präsidenten die eigene Wirtschaft schützen sollen, veranlassten die Europäische Union zu reagieren. Unter anderem werden jetzt von der Europäischen Union auf Jeans, Whisky und auch auf die Motorräder von Harley-Davidson zusätzliche Importsteuern verlangt.

Für das uramerikanische Unternehmen ein großes Problem. Der europäische Markt ist für sie äußerst wichtig, nach den USA der größte Absatzmarkt. Die Motorräder von Harley-Davidson können preislich schon lange nicht mehr mit den preisgünstigen Motorrädern aus Japan mithalten, sie sprechen nur eine gut betuchte Kundschaft an. Wenn sie nun noch wegen Importsteuern 20 Prozent teurer werden, würde der Absatzmarkt in Europa für das Unternehmen drastisch einbrechen. Deswegen wurde schon letztes Jahr beschlossen, die Motorräder aus den USA in verschiedenen anderen Ländern zusammenbauen zu lassen, damit die Produktionskosten verringert werden können. Im Moment werden schon in Indien und in Brasilien Motorräder der Marke Harley-Davidson zusammengebaut. Im Automobilbau ist die Dezentralisierung der Montage schon seit Jahrzehnten gang und gäbe.

Kurz nachdem die Europäische Union die neuen Importzölle bekannt gegeben hat, entschied Harley-Davidson, die Preissteigerung nicht an ihre Kunden weiterzugeben, um die langjährigen Kunden nicht zu verärgern. Langfristig ist das aber keine Lösung für das Unternehmen, deswegen sollen schnellstmöglich weitere Produktionsstätten in Thailand und vielleicht in der europäischen Union eröffnet werden. Das stößt dem amerikanischen Präsidenten natürlich bitter auf, da er mit seiner Wirtschaftspolitik mehr Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten schaffen will und nicht, dass sie ins Ausland verschoben werden.

Seitdem Harley-Davidson die Pläne bekannt gegeben hat, sendet der Präsident Hasstiraden über Twitter. Ohne dem Unternehmen andere Möglichkeiten zu bieten, zieht er über die amerikanische Marke her. Es scheint ihm einfach nicht klar zu sein, wie er mit seiner Wirtschaftspolitik den Motorradhersteller gefährdet. Lauthals schimpfte er über das soziale Netz, dass Harley-Davidson niemals im Ausland produziert werden darf, niemals! Anscheinend ist ihm nicht bewusst, dass die Werke in Indien und Brasilien schon lange erfolgreich arbeiten.

Das einzige, was der Präsident der Vereinigten Staaten im Moment erreicht ist, ein Unternehmen bei seinen Kunden schlecht zu machen, das versucht, international erfolgreich zu sein. Bei Harley-Davidson stand es nie zur Diskussion, den amerikanischen Markt durch das Ausland zu beliefern. Der Hersteller muss sich dem Markt anpassen, wenn er international erfolgreich sein will. Diese Angst will der amerikanische Präsident mit seinen Hasstiraden schüren und bereitet dem Unternehmen große Probleme.

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